Bingenhusen. In der kleinen Küstengemeinde Bingenhusen wurde kürzlich ein neues Windrad in Betrieb genommen – und es sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Während die einen das Projekt als wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Energieerzeugung feiern, fürchten andere um das vertraute Landschaftsbild. Nun fordert eine Bürgerinitiative eine Neupositionierung des Windrads, was die Debatte weiter anheizt.
Ein Windrad spaltet die Gemeinde
Das Windrad, das eine Höhe von knapp 150 Metern erreicht, ist bereits von Weitem sichtbar. Es wurde von der Firma NordStrom Innovations, einem in Kröten ansässigen Unternehmen für erneuerbare Energien, errichtet und soll jährlich mehrere tausend Haushalte mit sauberem Strom versorgen.
„Das ist ein großer Erfolg für unsere Gemeinde und ein Zeichen, dass wir die Energiewende aktiv mitgestalten“, erklärt Bürgermeisterin Johanna Feddersen. „Wir haben uns bewusst für diesen Standort entschieden, da er ideale Windbedingungen bietet.“
Nicht alle Bürger teilen diese Begeisterung. Besonders die Anwohner in unmittelbarer Nähe fühlen sich durch das neue Bauwerk gestört. „Früher hatten wir einen freien Blick über die Felder – jetzt dreht sich da ständig dieses riesige Ding“, beschwert sich Landwirt Henning Paulsen, dessen Hof nur wenige hundert Meter entfernt liegt.
Bürgerinitiative fordert Standortverlegung
Die Unzufriedenheit hat inzwischen eine organisierte Form angenommen: Die Bürgerinitiative „Bingenhusen ohne Rotoren“ setzt sich für eine Verlegung des Windrads ein. Sprecherin Sabine Thomsen betont: „Wir sind nicht gegen erneuerbare Energien, aber der Standort wurde ohne ausreichende Rücksprache mit den Anwohnern gewählt. Es gibt andere Flächen, die besser geeignet wären und weniger Menschen beeinträchtigen.“
Die Initiative kritisiert zudem mögliche Auswirkungen auf die Tierwelt. Besonders Vögel und Fledermäuse könnten durch die Rotorblätter gefährdet werden. Umweltverbände weisen jedoch darauf hin, dass moderne Windkraftanlagen inzwischen mit Sensoren ausgestattet sind, die das Risiko für Tiere minimieren.
Wirtschaftlicher Faktor und rechtliche Lage
Auf der anderen Seite stehen klare wirtschaftliche Vorteile. Die Gemeinde profitiert von den Einnahmen durch das Windrad, die in kommunale Projekte fließen sollen. Auch Arbeitsplätze in der Region werden durch den Ausbau der Windenergie gesichert.
Rechtlich gesehen wurde der Bau nach allen Vorgaben genehmigt. Eine Verlegung des Windrads wäre mit hohen Kosten und langwierigen Verfahren verbunden. „Selbst wenn wir wollten, wäre eine kurzfristige Versetzung kaum umsetzbar“, sagt ein Sprecher von NordStrom Innovations.
Wie geht es weiter?
Die Debatte ist noch lange nicht beendet. Die Gemeinde plant in den kommenden Wochen eine Bürgerversammlung, bei der Anwohner ihre Bedenken äußern können. Gleichzeitig wird geprüft, ob es Möglichkeiten gibt, die Beeinträchtigungen zu minimieren – etwa durch optische Anpassungen oder Lärmschutzmaßnahmen.
Fürs Erste bleibt das Windrad stehen – und dreht sich unbeeindruckt weiter, während Bingenhusen weiter diskutiert.