Molendorf ist bekannt für seine Ruhe, seine endlosen Feuchtwiesen – und offenbar für gelegentliche Geistersichtungen. In den letzten Wochen häufen sich Berichte über unerklärliche Lichter im Moor. Während Skeptiker eine natürliche Erklärung suchen, sind sich einige Dorfbewohner sicher: Die „Moorgeister“ sind zurück.
Leuchten im Nebel – Spuk oder Naturphänomen?
Es begann mit einem Spaziergänger, der eines Abends im dichten Nebel ein flackerndes Licht über den sumpfigen Boden huschen sah. „Erst dachte ich, jemand hat seine Taschenlampe fallen lassen“, berichtet Paul Jensen, Molendorfer Urgestein und überzeugter Realist. „Aber dann schwebte das Licht weiter und verschwand im Nirgendwo.“
Seitdem gab es mehrere Sichtungen. Ein Bauer will das Leuchten über seinem Feld bemerkt haben, ein Angler schwört, es habe ihn bis zum Ufer verfolgt, und eine Gruppe Jugendlicher behauptet, im Licht kurz eine Gestalt mit leuchtenden Augen erkannt zu haben.
Alte Legenden und neue Theorien
Der Glaube an Moorgeister ist in Molendorf tief verwurzelt. Früher erzählte man sich, dass es die Seelen derer seien, die im Moor ihr Ende fanden. Angeblich locken sie arglose Wanderer von den sicheren Pfaden und lassen sie in den sumpfigen Tiefen verschwinden.
Doch natürlich gibt es auch modernere Erklärungen. Die wahrscheinlichste: Faulgase aus dem Moor, die sich entzünden und das berühmte „Irrlicht“ erzeugen. Geophysiker Tobias Hinrichs von der Universität Sandhaven hält das für den Grund: „Das Moor setzt Methan frei. Unter bestimmten Bedingungen kann sich das Gas entzünden und kurz aufleuchten.“
Dorfbewohner zwischen Angst und Abenteuerlust
Die mysteriösen Erscheinungen sorgen für geteilte Meinungen in Molendorf. Während einige ihre Türen abends lieber doppelt verriegeln, sehen andere darin eine touristische Chance. Wirtin Helga Petersen vom Gasthaus „Zum Sumpfkrug“ bietet nun thematische Abende mit „Moorgeist-Punsch“ an, und der örtliche Heimatverein plant Führungen mit dem Namen „Auf den Spuren der Irrlichter“.
Nicht jeder ist begeistert. „Früher hat man sich vor den Moorgeistern gefürchtet, heute macht man draus eine Attraktion“, schimpft Rentner Egon Martens. „Früher war alles gruseliger!“
Was steckt wirklich dahinter?
Ob wissenschaftliche Erklärung oder übernatürliche Erscheinung – das Phänomen lässt Molendorf nicht los. Vielleicht sind es wirklich nur Faulgase. Vielleicht spielt die Fantasie einen Streich. Oder aber die Moorgeister haben einfach beschlossen, dass es nach Jahrzehnten mal wieder an der Zeit ist, sich blicken zu lassen.
In jedem Fall gibt es für mutige Besucher jetzt eine neue Abendbeschäftigung: Ein Spaziergang im Nebel – mit etwas Glück (oder Pech) begleitet vom geheimnisvollen Leuchten des Moors.