Sandhaven. Wer in letzter Zeit durch die Straßen der Stadt radelt, könnte ungewöhnliche Szenen beobachten: Menschen, die sich über das leise Surren von Fahrradketten unterhalten, angestrengt lauschen oder sogar ihr Ohr an das Hinterrad legen. Dahinter steckt eine wachsende Bewegung von Technikbegeisterten und passionierten Radfahrern, die behaupten, dass man am Klang der Kette erkennen kann, wie gut das Rad gepflegt ist – oder ob ein Defekt bevorsteht.
Eine neue Form der Wartung?
„Jede Kette erzählt eine Geschichte“, sagt Lennart Voss, selbsternannter „Fahrradflüsterer“ und Betreiber einer kleinen Werkstatt in Kröten. „Wenn sie zu trocken klingt, fehlt Schmierung. Wenn sie knackt, könnte ein Glied beschädigt sein. Und wenn sie surrt wie eine Biene, dann läuft das Rad perfekt.“
Die Bewegung hat mittlerweile sogar einen eigenen Stammtisch, bei dem sich die Mitglieder über feine Unterschiede im Klang austauschen. Inzwischen behaupten einige, sie könnten allein durch das Geräusch erkennen, welches Kettenöl benutzt wurde.
Von skurril zu nützlich?
Was als kurioses Hobby begann, könnte bald auch praktische Anwendung finden. Einige Fahrradläden überlegen, kostenlose „Hör-Checks“ anzubieten. „Es klingt verrückt, aber es gibt tatsächlich Muster, die auf Verschleiß hinweisen“, meint Voss.
Ob sich die Fahrradflüsterer dauerhaft in Sandhaven etablieren, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: Wer in Zukunft sein Rad durch die Stadt schiebt, sollte sich nicht wundern, wenn plötzlich jemand mit geschlossenen Augen zuhört – denn vielleicht ist es ein neuer Experte für die Sprache der Ketten.